ZSV-Tradition

1884: Nach einer Regatta, die Berliner Segler mit 17 Booten auf dem Zeuthener See austrugen, um auch einmal die Dahme stromaufwärts und jenseits der Schmöckwitzer Brücke zu nutzen, treffen sich neun der Teilnehmer am 30. 8. 1884 wieder, um einen Verein zu gründen, der „durch Abhaltung von Wettfahrten und durch Geselligkeit das Wachstum und Gedeihen des Segelsports fördern“ soll. Mit Stolz kann hier darauf hingewiesen werden, dass Nachkommen der Gründungsmitglieder Krüger und Tobias noch heute dem Verein angehören und überaus aktiv das Vereinsleben gestaltet haben und noch gestalten.

Gründungsmitglied Eugen Meissner war die ersten 25 Jahre der Vorsitzende des Zeuthener-Segler-Vereins, und da es sich bei den Vereinsgründern um Regatta-Segler handelte, wurde in die Gründungsstatuten aufgenommen: „Hauptzweck ist entsprechend der Gründungsabsicht das Wettsegeln." Dazu richtet man Regatten auf dem Zeuthener See aus, aber auch auf dem Müggelsee und Langen See.

Es wäre zu umfangreich, alle Ereignisse und Ergebnisse der folgenden 129 Jahre aufzuzählen, aber auf einige herausragende Begebenheiten möchte ich doch hinweisen:

1886 bereits wurde August Tobias in seiner legendären Jolle „Toni“ zweiter bei der Seeregatta vor Swinemünde und erreicht in den folgenden Jahren weitere fünfzig Platzierungen in nationalen und internationalen Regatten, von denen dreißig erste Plätze zu vermelden sind.

1888 wurde der Zeuthener-Segler-Verein in Hamburg dann Gründungsmitglied des Deutschen Segler-Verbandes (DSV)

1925 wurde der Zusammenhang von Fahrten- und Regattasegeln betont und die Schiffe des ZSV vermeldeten auch hier reichlich Erfolge. Mit dem „Preis der Wendei“ wird dafür ein besonderer Segelwettkampf ins Leben gerufen. Bis zum 2. Weltkriegs richtet der ZSV ihn jährlich aus.

1930: Auf Einladung des „Königlich Schwedischen Yacht Clubs“ wurde die Yacht des ZSV „Onkel-Arnold VIII“, ein 30m2 Schärenkreuzer, erfolgreich gemeldet und Deutschland gewann die Nationenwertung.

1937 wurde der Zeuthener-Tennisclub Teil des ZSV und an Flautentagen spielen die damaligen Mitglieder Tennis.

1939: Das 55jährige Bestehen stellt den Höhepunkt des Sportbetriebes dar. 150 Yachten nehmen an der Jubiläumsregatta auf dem Zeuthener See teil. In dieser letzten Segelsaison vor dem Krieg gewinnen die Boote des ZSV in 88 Starts 62 Klassenpreise und 9 Sonderpreise.

1947: Die Aliierten verbieten so einiges: Versammlungen von „mehr als 6-8 Personen“ und „Namen für Vereine, die an den Osten erinnern“ gehören dazu. Doch der Geist des ZSV ist stärker. Wie zur Vereinsgründung trifft sich ein rundes Dutzend - diesmal jedoch illegal - in einer Schenke am Bahnhof Heerstraße. Von April 1949 bis August 1951 benennt sich der ZSV vorübergehend in „Zyklon-Segler-Vereinigung“ zur Erhaltung des Standers auch unter alliierter Kontrolle um. Nach Lockerung diesbezüglicher Vorschriften kann der Name „Zeuthener Segler-Verein“ wieder angenommen werden.

1952: Am 1. Januar tritt der ZSV dem wieder entstandenen Deutschen Segler-Verband bei.

Die nächsten 20 Jahre durchlebt der entwurzelte Verein eine Odyssee und wird erst 1970 eine Heimat auf einem Pachtgrundstück Am Großen Wannsee 56, direkt gegenüber dem berühmten Strandbad, finden

1953: Die 1918 geborene Brigit Tobias - Enkelin des Vereinsgründers August Tobias - ist wieder (nach erster Übernahme dieser Funktion bereits 1940) Jugendwartin und arbeitet zum Wohle des ZSV über Jahrzehnte. Unter ihrer Leitung erblühte die neu entstandene Jugendabteilung. Darüber hinaus ist sie über 30 Jahre engagiertes Mitglied im Landesausschuss für Frauensport des Landessportbundes Berlin. Neben dem „August-Tobias-Preis“, einer Yardstick-Regatta nur für Kielboote, richtet der Zeuthener Segler-Verein mit der „Damenregatta“ - mittlerweile in „Lady´s Cup“ umbenannt- äußerst erfolgreich die deutschlandweit erste Veranstaltung dieser Art aus. Auch sie entstand auf Betreiben von Brigit Tobias. 18 Jahre in Folge findet auf ihr Betreiben von 1982 – 2000 ein „Damentörn“ statt, meist auf der Ostsee, aber schließlich auch auf dem warmen Mittelmeer.

1992 erhält sie vom Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker das Bundesverdienstkreuz am Bande und wird zugleich Ehrenmitglied des Deutschen und auch des Berliner Segler-Verbandes. Besonderen Wert legt der Verein auf die Ausbildung seiner Kinder- und Jugendmitglieder. Die Jugendgruppe umfasst zur dieser Zeit ca. 15 Kinder in der Opti-Gruppe und 15 Jugendliche bei den 420ern, die – eingedenk der relativ kurzen Vorbereitungszeit – auch schon erfreuliche Regattaergebnisse bei den Optimisten erzielt haben.

2005: Jetzt zerschlägt sich endgültig die letzte Hoffnung, den ZSV-Stander wieder vor den Vereinshäusern in Zeuthen und Bad Saarow im Winde flattern zu sehen: Das Verwaltungsgericht Frankfurt/Oder argumentiert, dass dem Zeuthener Segler-Verein „die streitgegenständlichen Grundstücke vor der Gründung der DDR durch eine besatzungsrechtliche/besatzungshoheitliche Maßnahme entzogen sein dürften.

2008: Im September fand in Berlin die Internationale Deutsche Meisterschaft der „Zugvögel“ statt. Der ZSV richtete diese hochrangige Meisterschaft für die Klasse der „Schwertzugvögel“ mit großem Erfolg aus, denn Hauptzweck ist entsprechend der Gründungsabsicht das Wettsegeln.

2014 wurde der Zeuthener Segler-Verein 130 Jahre alt und ist somit einer der ältesten Seglervereine auf den Gewässern Berlins und Umgebung. In diesem Jahr gab es die Gelegenheit, für die anderen Vereine des Berliner Seglerverbandes das gemeinsame Ansegelfest auf der Unterhavel zu organisieren.